Tongking

Tongking
Tọngking,
 
Tọngkin, Tọnkin, vietnamesisch Bǎc Bô [baɪk-], der nördliche Teil von Vietnam, umfasst das v. a. vom Roten Fluss aufgebaute Tongkingdelta am Golf von Tongking und das dieses umgebende Bergland. Das durch Flussarme, Kanäle, Terrassen und Uferdämme gegliederte 15 000 km2 große Delta liegt größtenteils tiefer als 3 m über dem Meeresspiegel und wächst heute noch durch Anschwemmung. Während der monsunalen Regenzeit (Juli-Oktober) wird das Delta von Hochwässern und Sturmfluten (Taifunen) bedroht. Seit vorgeschichtlicher Zeit besiedelt, konnte es erst durch umfangreiche Eindeichungen und wurtähnliche Wohnhügel seit über 2 000 Jahren intensiver genutzt werden. Durch die Kultivierung, bei der die ursprüngliche Vegetation (v. a. Sumpfwald und Mangrove) weitgehend vernichtet wurde, ist das Delta zum wirtschaftlich wichtigsten und dichtestbesiedelten Gebiet Nordvietnams geworden. Hauptanbaufrucht ist Reis; daneben werden Bataten, Maniok, Bohnen, Zuckerrohr, Tabak, Baumwolle, Erdnüsse, Sojabohnen u. a. erzeugt. Große Bedeutung hat die Binnenfischerei. Das vom Roten und Schwarzen Fluss gequerte Bergland reicht im Fan Si Pan bis 3 142 m über dem Meeresspiegel. Die hier lebenden nichtvietnamesischen Völker haben durch ihren Brandrodungsfeldbau den Wald vielfach stark degradiert. Die seit dem 19. Jahrhundert eingewanderten Miao und Yao bauen Reis, Mais, Maniok, Baumwolle, Hanf, Tabak, Mohn (Opium) und Gewürzpflanzen an, sie halten Büffel, Rinder, Schweine und Pferde. In den Flusstälern haben sich seit dem 16. Jahrhundert Thai niedergelassen. Neuere, von Vietnamesen betriebene Kulturen sind Kaffee, Tee und Erdnüsse. Unter den reichen Bodenschätzen sind v. a. Kohle (besonders bei Hong Gay) und verschiedene Erze zu nennen.
 
Die hohe Bevölkerungsdichte im Delta (durchschnittlich über 1 000 Einwohner/km2) und die Bodenschätze waren günstige Voraussetzungen für die Industrialisierung. Wichtige städtische Zentren und Industriestandorte sind Hanoi, die Hafenstadt Haiphong sowie u. a. Nam Dinh, Thai Nguyen, Thanh Hoa, Viet Tri. Wichtig ist neben Straßen- und Schienen- auch der Bootsverkehr auf den zahlreichen Wasserwegen.
 
 
Das Delta des Roten Flusses war das Kernland des späteren Volks der Vietnamesen. Das Gebiet stand seit 111 v. Chr. unter chinesischer Herrschaft; 968 wurde es Teil des annamitischen Königreichs (Annam), dessen Hauptstadt im 11. Jahrhundert Thang Long (heute Hanoi) wurde, das später Dong Kinh hieß (danach nannten die Europäer die Region Tongking). 1883 wurde Tongking ein eigenes französisches Protektorat (Verwaltungssitz Hanoi), das 1887 mit den Protektoraten Annam, Cochinchina und Kambodscha von den Franzosen zu einer Union (Indochina) zusammengeschlossen wurde.

Universal-Lexikon. 2012.

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